Caribbean Vibes in Capurganá

23.08.2015 – 27.08.2015
4 Nächte

Wir sind ziemlich froh über die Hostel-Empfehlung von unserer San Blas Reiseführerin Veronica, denn unser Zimmer im “Capurganá Hostel” (ca. 20 €/Nacht mit Bad ohne Frühstück) ist zwar einfach, aber sauber und mit fließend Wasser, einem Ventilator und W-LAN ausgestattet, was keine Selbstverständlichkeiten in diesem abgelegenen Dorf sind. Nach Capurganá führt nämlich keine Straße und es ist ausschließlich per Boot und Flugzeug erreichbar, weshalb sich hierher nur sehr wenige Touristen verirren. Uns gefällt das Dorf auf Anhieb sehr gut, denn es strahlt ein sehr entspanntes karibisches Flair aus. Überall wird auch hier typisch lateinamerikanische Musik gespielt, die Menschen sind freundlich und offen und die Uhren scheinen hier insgesamt einfach langsamer zu laufen. Natürlich darf hier nicht die obligatorische Siesta zwischen ca. 13 Uhr und ca. 16 Uhr nicht fehlen. Ein perfekter Ort zum Entspannen also 😉 Nach einer erfrischenden Dusche mit dem ersten fließenden Wasser nach mehr als 4 Tagen (warmes Wasser gibt es hier übringens gar nicht und wird weben ca. 90% Luftfeuchtigkeit auch nicht nachgefragt) erkunden wir das Dorf ein wenig, kaufen Wasser und ruhen uns ein wenig aus. Nicht nur die letzte Nacht, sondern die ganzen 4 Tage waren mit den Moskitos/Sandfliegen, dem nächtlichen Gewitter, der hohen Luftfeuchtigkeit in Kombination mit Hitze etc. ein wenig anstrengend. Insgesamt überwiegt aber natürlich das positive der San Blas Tour: die ganzen 4 Tage waren megaschön, fernab jeglichen Tourismus, wie im Paradies. Am Abend treffen wir uns mit dem Großteil unserer Reisegruppe des Insel-Trips zum Abendessen in einem italienischen Restaurant. Bei einem – oder zwei oder drei – Caipiroskas nutzen wir nicht nur die Cocktail Happy Hour aus, sondern schlemmen auch Pizza oder Lasagne und lassen so einen schönen letzten Abend der Inseltour ausklingen. Abends fallen wir glücklich, satt, zufrieden und – wie der Brite es ausdrücken würde – dank der Cocktails ein wenig “tipsy” ins Bett.
Die nächsten Tage über ist das Wetter leider weniger sonnig und mehr regnerisch-trüb-bewölkt. Jeden Tag frühmorgens gibt es ordentliche Schauer und Gewitter und den Rest des Tages dominieren Wolken, aber es ist größtenteils trocken. Strandwetter sieht aber anders aus. Wir lassen uns trotzdem die Laune nicht verderben und verbringen unsere Zeit tagsüber damit zu entspannen. Auf einem Spaziergang zum Strand sehen wir dann eines der ziemlich verfallenen Luxushotels, wo früher in den 80er und 90er Jahren wohl die Schönen und Reichen zum Urlaub machen abgestiegen sind. Auch Pablo Escobar, der Drogenbaron Kolumbiens, hat hier angeblich Urlaub gemacht. Daher hat dieses kleine Dorf auch einen Flughafen, von dem es Flüge von und nach Medellin gibt. Seit es aber vor vielen Jahren Überfälle in dieser Region gab, blieben die reichen Gäste weg und die Hotels wurden aufgegeben. Für uns bleibt es auf jeden Fall ein tolles Fotomotiv. Hie und da schauen wir Serien oder Lesen und abends treffen wir uns mit einem Teil der Reisegruppe zum Bierchen trinken und Abendessen. Am dritten Tag geht Julian vormittags mit einem Teil aus der ebenfalls noch im Dorf verweilenden Reisegruppe Tauchen, ist aber etwas enttäuscht. Obwohl das Tauchgebiet um Capurganá ziemlich in Ordnung ist, kann es dem Tauchparadies in Indonesien einfach nicht das Wasser reichen. Vermutlich wird es ohnehin schwer, schönere Tauchgebiete zu finden als Pulau Bunaken und Raja Ampat. Aber immerhin sieht er ein paar Anemonenfische, Hummer, einen Stachelrochen und einen Lionfish.
Am vierten Tag, an dem es auch wieder stark geregnet hat, entscheiden wir uns dann per Boot zurück nach Sapzurro zu fahren, denn von dort aus gibt es einen 20minütigen Spaziergang über einen Berg zurück nach Panama, genauer gesagt nach ins Dorf La Miel, wo es auch einen schönen Strand geben soll. Ausgestattet mit unseren Reisepässen geht es über zahlreiche Treppenstufen hoch bis wir schließlich auf dem Berg angekommen auf der Grenze zwischen zwei Kontinenten stehen: Nordamerika und Südamerika treffen hier aufeinander. So eine Gelegenheit ergibt sich auch nicht jeden Tag und wir machen einige Fotos. Dazu schreiben wir uns Nord- bzw. Südamerika und Panama bzw. Kolumbien auf die verschwitzten Finger und posieren ordentlich. Ob das Geschreibsel auf den Fotos zu erkennen ist, ist allerdings eine andere Frage. Dort oben treffen wir auch ein paar andere aus unserer Reisegruppe, die jedoch nicht mit dem Boot nach Sapzurro gefahren sind, sondern dorthin ca. 1 1/2 Stunden durch den Dschungel gewandert sind. Der Hostelbesitzer unseres Hostels hatte uns davon abgeraten, da der Pfad durch den Regen extrem rutschig und schlüpfrig sei. Entsprechend schlammig sehen die Anderen auch aus. Wieder über Treppen geht es dann runter nach La Miel auf die Panama-Seite, was aber eine Enttäuschung ist. Das Dorf ist ziemlich vermüllt, der Strand ebenso und der nagelneu aussehende Duty Free Shop am Strand kann auch nicht wirklich darüber hinwegtäuschen, dass es hier einfach nichts zu sehen gibt. Also drehen wir gleich wieder um und machen uns auf den Rückweg nach Sapzurro, wo wir alle mit dem Boot nach Capurganá zurückfahren. Den letzten Abend verbringen wir gemeinsam und genießen frische Meeresfrüchte und riesige Thunfischsteaks mit einer fantastischen Kokosnusssauce in einem kleinen Restaurant für gerade einmal 4 Euro pro Person. Lange sind wir heute aber nicht unterwegs, denn morgen haben wir einen langen Reisetag vor uns.

Am Folgetag um 7:30 Uhr müssen wir bereits am Hafen sein, denn um 8 Uhr legt das Boot nach Turbo ab. Von dort soll es dann erst mit einem Mini-Van nach Montería und von dort mit einem Bus nach Cartagena, unserem nächsten Reiseziel, gehen.
Der erste Abschnitt auf dem Wasser läuft auch wie geschmiert, auch wenn wir uns ein wenig über die vorher nicht angekündigte Gepäckgebühr wundern. Wir haben aber mit dem Wetter ziemliches Glück, denn anders als an den Tagen vorher scheint heute die Sonne und das Meer ist sehr ruhig. In Turbo endet dann aber der angenehme Teil der Reise. Direkt am Bootsanleger werden wir von irgendwelchen Verkäufern von Bustickets belagert, die uns schließlich auf sehr nervige Art und Weise zum Busterminal bringen. Dort werden wir weiter belabert und es wird eine Direktverbindung nach Cartagena angepriesen, bei der wir durchgehend im Mini-Van fahren und sogar bis in unsere Hotels gebracht werden. Das Ganze soll stolze 30 EUR pro Person kosten, was für kolumbianische Verhältnisse sehr teuer ist. Unseren Informationen nach, die wir von dem Hostelbesitzer erhalten haben, sei der Trip – allerdings mit Umsteigen und Fahrzeugwechsel in Montería – etwa 6 EUR günstiger, was in Kolumbien wiederum einen ziemlichen Unterschied macht. Wir versuchen noch alternative Angebote einzuholen, werden aber nicht fündig und sagen schließlich zu, obwohl uns allen der Verkäufer nicht nur unsympathisch, sondern auch wenig vertrauenswürdig erscheint. Als er dann die gesamte Summe vorab verlangt, werden wir endgültig skeptisch und versuchen nur eine Anzahlung zu leisten, worauf er sich aber nicht einlässt. Wir müssen alles jetzt zahlen oder wieder aussteigen. Zähneknirschend zahlen wir, bekommen aber nicht mal ein Ticket o.ä. Drei Stunden und eine ziemlich halsbrecherische Fahrt später kommen wir dann in Montería an, wo der Fahrer den Busbahnhof ansteuert, denn dort steigen andere Fahrgäste aus. Unser Fahrer verschwindet ebenfalls im Busterminal, während wir im Van warten. Dann kommt an Stelle des Fahrers ein Angestellter des Terminals auf uns zu und verkündet ziemlich harsch, wir müssten alle aussteigen und das Fahrzeug wechseln. Wir versuchen noch zu erklären, dass das nicht sein kann und wir alles schon bezahlt hätten, aber er hört nicht wirklich zu und scheucht uns alle ins Terminal. Dort bekommen wir Bustickets in die Hand gedrückt und werden zu einem anderen, deutlich größeren Reisebus gebracht. Von unserem ersten Fahrer ist weit und breit nichts mehr zu sehen. Wir erklären einem Sicherheitsangestellten des Busunternehmens unsere Lage und versuchen einen Teil des Geldes zurück zu bekommen, denn schließlich wurde die versprochene Leistung nicht erbracht. Dieser jedoch erklärt uns, dass der erste Fahrer dem Busunternehmen gesagt hat, sein Van sei kaputt und wir müssten deswegen das Fahrzeug wechseln. Dann hat er passende Bustickets für uns gekauft und die von uns zu viel bezahlten 6 EUR pro Person selbst eingestrichen. Logischerweise hat das Busunternehmen mit dem Van-Fahrer überhaupt nichts zu tun und kann uns daher auch das zu viel gezahlte Geld nicht erstatten. Wir versuchen noch den Betrüger auf dem Parkplatz zu finden, aber da ist er schon über alle Berge. So ein Scheiß! In 11 Monaten ist uns so ein dreister Betrug noch nie, nicht EINMAL, passiert. Klar haben wir schon mal hier und da zu viel für eine Rikscha oder ein Taxi bezahlt, aber immerhin sind wir immer dahin gekommen, wo wir hinwollten. Nun aber wurden wir Opfer eines echten Betrugs. Nachvollziehbarerweise sind wir ziemlich sauer, vor allem, weil der nächste Bus erst in 45 Minuten abfährt und natürlich auch langsamer vorankommt als ein Van. So werden wir frühesten 20:30 Uhr in Cartagena ankommen und müssen dann noch mit dem Taxi in die Innenstadt fahren. Unsere Laune ist ziemlich im Keller an diesem Punkt. Es hilft uns aber sich klar zu machen, dass es noch viel schlimmer hätte kommen können. 1. hat uns der Fahrer immerhin ein Busticket gekauft, 2. handelt es sich hierbei wirklich nur um 6 blöde Euro, nicht 60 oder mehr und 3. wurden wir nicht sonstwie ausgeraubt, im Nirgendwo abgesetzt o.ä. Es ist immer gut, die Dinge ins rechte Licht zu rücken. Klar bleibt diese Erfahrung unterm Strich negativ, aber wir werden auch ganz sicher nie mehr irgendwas machen, was derart gegen unser Bauchgefühl geht und schon gar nicht ohne einen Zahlungsnachweis. Auf der anderen Seite lief auf unserer bisherigen Reise schon ziemlich viel ziemlich gut – ohne entsprechenden Zahlungsnachweis.
Endlich in Cartagena angekommen wollen wir dann mit Karen, einer Britin, die mit uns in der Reisegruppe San Blas war und deren Hotel ebenfalls in der Altstadt ist, ein Taxi teilen. Gemäß unserer Information und der Karten-App liegen die Hotels etwa 2 Blocks (also maximal 200 Meter) auseinander, aber in verschiedenen Straßen. Nun will uns der Taxifahrer doch tatsächlich weis machen, dass er deshalb (also wegen der verschiedenen Straßen) den doppelten Fahrpreis berechnen muss, denn wir drei hätten ja zwei verschiedene Ziele, die seiner Aussage nach, weit auseinander liegen würden. Wir argumentieren etwa 10 Minuten lang mit dem Fahrer und schließlich gibt er uns einen lächerlichen Rabatt von 5.000 COP (kolumbianische Pesos, etwa 1,50 EUR), weil wir das Taxi teilen. Während der Fahrt verfolgt Kathrin dann auf der Karten-App mit, wo wir sind und ist entsprechend verärgert als Karens Hotel tatsächlich nur ein paar Meter von unserem Hotel entfernt liegt. Kurzentschlossen steigen wir also zusammen mit Karen aus und zahlen dem Taxifahrer den einfachen, normalen Fahrpreis. Genug ist genug und einmal Abzocke pro Tag reicht uns allen dicke aus. Glücklicherweise kann der Fahrer dagegen nun wirklich nichts sagen, denn er hat uns alle ja zur gleichen Adresse gebracht.
Wenige Fußminuten später sind wir dann endlich in unserem Hotel, das sogar eine Klimaanlage hat. Wie wichtig diese sein wird, sehen wir am folgenden Tag.

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