Eis und alte Mauern in Cartagena

27.08.2015 – 30.08.2015
3 Nächte

Ankunft
Als wir nach der Ankunft – es ist mittlerweile 21:30 Uhr – in unserem Hotel “San Felipe Plaza” (ca. 25 €/DZ mit Frühstück und KLIMAANLAGE) versuchen noch einen Happen essen zu gehen, sind wir überrascht, denn so gut wie alle Restaurants in der näheren Umgebung des Hotels haben bereits geschlossen. Als die letzten Kunden werden wir schließlich in eine Imbissbude gelassen, wo wir noch eine Portion Pommes für jeden abgreifen und anschließend schnell wieder abhauen, damit die Angestellten endlich ihren Feierabend bekommen.

Tag 1
Die erste Nacht schlafen wir beide wunderbar, da die Klimaanlage hervorragend funktioniert und wir beide vom gestrigen Reisetag wohl besonders müde waren. Als wir für das Frühstück das Hotelzimmer verlassen, schlägt uns bereits um 08 Uhr morgens eine derartige Hitze und Luftfeuchtigkeit entgegen, dass wir nochmal doppelt froh sind, uns für ein klimatisiertes Zimmer entschieden zu haben, auch wenn das natürlich mehr kostet. Nach dem Frühstück machen wir einen Spaziergang durch die Altstadt und stellen sehr schnell fest, wie schön es hier ist. Die alten Gebäude sind allergrößtenteils gut in Schuss, überall gibt es Blumen und Palmen, kleine Parks und Gassen. Für uns ist dies die wahrscheinlich schönste Altstadt unserer Reise, zumindest in Südamerika, und wir fühlen uns ziemlich wohl, uns ist aber auch ziemlich heiß dank der extremen Hitze. Gegen Mittag kehren wir in einen Laden ein, der Frozen Yoghurt verkauft (Plus) und eine Klimaanlage besitzt (Doppelplus). Hier kühlen wir uns erstmal ein bisschen von innen (mit gefrorenem Joghurteis und Früchten) und außen (Klimaanlage) ab. Alle versuchen die Mittagshitze irgendwie zu meiden. Selbst die Eisverkäufer machen in den Parks der Altstadt im Schatten Pause und laufen nicht wie sonst durch die Gegend. Wir nutzen diese Ruhe aus und schauen uns die Stadtmauern der Altstadt an. Natürlich dauert es nicht lange und wir benötigen erneut eine Abkühlung, die wir beim Mittagessen im Restaurant “Cono Gourmet” finden. Hier gibt es mit wenigen Ausnahmen alles in Hörnchen-Form, d.h. trichterförmige Pizzen, Tacos wie eine Eiswaffel geformt und Sushi in einer Algenblatt-Tüte. Wir sind zunächst etwas skeptisch, aber die ersten beiden Conos (dt.: Waffelhörnchen) gefallen uns so gut, dass wir gleich zwei mehr bestellen. Als wir uns dann erneut auf den Weg machen, um die Altstadt zu erkunden, dauert es wieder nicht lange bis uns die sagenhafte Kombination aus hoher Luftfeuchtigkeit, Hitze und kaum Wind in ein Café namens “Café San Alberto” “zwingt”. Auch hier gibt es eine Klimaanlage und laut TripAdvisor den besten Kaffee Cartagenas. Wir richten es uns gemütlich ein, bestellen Cappuchinos und verbringen den Rest des Nachmittags mit Blogarbeit und wirklich sehr gutem Kaffee. Gegen 17 Uhr gehen wir zurück ins Hotel und holen noch kurz die Wäsche ab, die wir heute morgen bei einer Wäscherei in der Nähe abgegeben haben. Nach den letzten 10 Tagen in tropischen Temperaturen war eine Reinigung unserer Klamotten bitter nötig und sie riecht wieder wie frische Frühlingsblumen. Im Hotelzimmer ruhen wir uns erneut ein wenig aus, duschen und arbeiten am Blog. Gegen kurz vor 20 Uhr machen wir uns auf zum Restaurant “Quebracho”, das sich ebenfalls in der Altstadt Cartagenas befindet und argentinisches Steak anbietet. Neben uns am Nachbartisch sind zwei Amerikaner, die mit uns ein Gespräch anfangen. Das ältere Ehepaar aus Conneticut zählt sich selbst zur Mittelschicht des Landes ohne Grenzen. Der männliche Part scheut im Gespräch auch vor politischen Themen nicht zurück und beginnt nach dem üblichen Small Talk Geplänkel ein Gespräch über Merkel und Obama im Vergleich. Ob wir mit unserer Regierung einverstanden wären, fragt er. Wir halten uns diplomatisch bedeckt. Als wir dann – eigentlich mehr aus Höflichkeit – die Gegenfrage stellen, sagt er, er sei gar nicht einverstanden mit Obama. Aus Neugier fragen wir, wer denn sein Favorit sei für die kommende Präsidentschaftswahl und sind – deutlich untertrieben – ein wenig überrascht als der Name “Donald Trump” fällt. Ein charismatischer Mann wäre das, der sagt, was er denkt. Wahrscheinlich ist an unseren Gesichtern abzulesen, dass wir das kaum nachvollziehen können und unsere Mimik macht vielleicht sogar deutlich, dass wir bereits genug rassistische Arschlöcher in Deutschland an der Macht hatten und nicht im Traum daran denken würden, jemanden wie Trump an die Macht zu lassen. Später kommt das Thema noch auf die “Obama-Versicherung” (bzw. im amerikanischen einfach nur “ObamaCare” genannt), die während seiner Amtszeit eingeführte Pflicht-Krankenversicherung nach deutschem Vorbild. Diese gefalle den beiden gar nicht, gehe zu Lasten des Mittelstands, weil als Folge der Pflicht-Versicherungseinführung die Krankenkassenbeiträge steigen, denn die Versicherungen müssen nun auch für die ärmeren Kunden, die ja nur einen geringen Beitrag einzahlen, aufkommen und die reicheren Bürger müssten das austragen. Wir argumentieren, dass das erstens eben ein soziales System sei, in dem die schwächeren von den stärkeren aufgefangen werden, zweitens erscheint natürlich erst einmal alles teurer im Vergleich zu gar keiner Krankenversicherung und drittens wurde das vorher mit Sicherheit auch von denen bezahlt, die jetzt dafür zahlen, aber nur auf einem anderen Weg (bspw. über Steuern). Als sich dann seine Frau noch einbringt mit dem zusätzlichen Hinweis, das die Menschen ja ohne Krankenversicherung bei einer unvorhergesehenen schweren Krankheit auf sehr hohen Einmalkosten sitzen würden, lässt er sich dennoch nicht von seiner grundsätzlichen Aussage, Obama samt ObamaCare sei scheiße, abbringen. Wir stoßen also auf taube Ohren und belassen es dabei. Naja, zusammengefasst hatten wir ein interessantes Tischgespräch mit ziemlich konträren Ansichten. Das Steak hier ist dafür mehr als ausgleichender Faktor, es ist so richtig gut. Leider gibt es “nur” Rumpf- und kein Rib-Eye-Steak, aber dafür hausgemachtes Chimichurri und perfekt gegrilltes Gemüse als Beilage. Dazu wir genehmigen uns ein Glas argentinischen Malbec. Was will man mehr?

Tag 2
Den Vormittag des Folgetages verbringen wir erneut mit dem Blog und veröffentlichen den Blogeintrag zu den San Blas Inseln schließlich. Da in der Familie ein Geburtstag ansteht, telefonieren wir bis zur Mittagszeit per FaceTime in die Heimat. Mit einem gewissen Hunger ziehen wir dann gegen Mittag los in die Altstadt, finden jedoch irgendwie nichts Tolles. Unser Plan B, erneut im Cono Gourmet essen zu gehen, schlägt ebenfalls fehl, da das Restaurant geschlossen hat. Da wir mittlerweile richtig Hunger haben, gehen wir zu einer Eisdiele namens “Gelateria Tramonti” gleich um die Ecke, die laut TripAdvisor sehr gutes Eis haben sollen, um dort die erste Hungerattacke abzuwehren. Nun haben wir auf unserer Reise schon häufig gelesen, dass es hier und da das “beste” oder “original italienisches” Eis geben soll. Bisher konnte aber keine Eisdiele mit der “Nordmann’s Eisfabrik” in Düsseldorf mithalten, so dass wir nicht besonders viel erwarten. Denn auch hier wird das “echte italienische Eis” angepriesen. Als wir dann aber in der “Gelateria Tramonti” ankommen, werden wir sehr positiv überrascht. Das Eis sieht hervorragend aus und wird – wie in Italien üblich – mit Spachteln, nicht mit Eiskellen in die Waffeln befördert. Wir entscheiden uns, ohne groß zu überlegen, für die größte bestellbare Menge und suchen jeder drei Sorten aus. Leider gibt es hier keine Klimaanlage, ja nicht einmal Sitzmöglichkeiten, so dass wir in einen nahe gelegenen Park ausweichen. Aufgrund der Hitze schmilzt das Eis leider extremst schnell und wir essen gegen die Sonne um die Wette, aber der Geschmack… krass gut. Vielleicht, aber da sind wir uns nicht sicher, ist das Eis hier sogar besser als das Bio-Eis in Düsseldorf bei “Nordmann’s Eisfabrik”, das wir so mögen. Nachdem wir also die drei Kugeln Eis aufgegessen haben, schauen wir uns an und es ist schnell klar, das drei Kugeln an diesem Punkt nicht ausreichen. Klar, das ist verrückt, sagen wir uns, welcher normale Mensch isst schon 6 riesige Kugeln Eis nacheinander weg, aber scheiß drauf, so gutes Eis finden wir nicht jeden Tag. Also gehen wir sofort wieder zurück zum Eisgeschäft und die Verkäufer, die uns natürlich wiedererkennen, denn wir waren ja vor 15 Minuten zuletzt hier, können sich einen erstaunten Gesichtsausdruck nicht verkneifen als wir erneut jeder drei große Kugeln bestellen. Auch diese genießen wir in vollen Zügen. Auf ein “richtiges” Mittagessen verzichten wir danach. Stattdessen machen wir uns auf den Weg zu einem Luxushotel, das laut einer Empfehlung des Hostelbesitzers in Capurganá einen wunderschönen Innenhof mit Café haben soll. Nach einem anstrengenden Fußmarsch, bei dem sich Julian leider den großen Zeh in einem unachtsamen Moment an einer großen Unebenheit im Bürgersteig übel anschlägt und daher die Hälfte des Weges humpeln muss, kommen wir total verschwitzt beim Hotel an. Der Portier will uns aber nicht reinlassen und fragt, was wir denn wollen. Einen Kaffee trinken, sagen wir. Dann müsst ihr zum anderen Eingang um die Ecke, sagt er, dort ist die Bar. Warum wir nicht durch den Innenhof zur Bar gehen dürfen, ist uns schleierhaft, aber gut. Am anderen Eingang angekommen, hält uns wieder ein Portier auf. Was wir denn wollen, fragt er. Einen Kaffee trinken in der Bar, sagen wir. In der Bar gibt es keinen Kaffee, bitte geht zum anderen Eingang. Da kommen wir gerade her, sagen wir, schütteln verärgert den Kopf und haben die Schnauze voll. Warum wir nicht einfach durch die Bar gehen dürfen, bleibt eine weitere offene Frage, denn an diesem Punkt geben wir ziemlich gefrustet, verschwitzt und müde auf und laufen wieder den ganzen Weg zurück zum “Café San Alberto”, denn dort gibt es wenigstens eine Klimaanlage. Bei einem erneut herrlichen Cappuccino kühlen wir erst mal runter. Zum Anschauen des Sonnenuntergangs laufen wir zu einer Bar direkt auf der Stadtmauer mit bestem Blick auf das Meer, wo man sich auch hinsetzen kann. In der zweiten Reihe finden wir noch einen Tisch und sind erstaunt, wie voll das hier ist. Die Preise in der Bar sind zudem ziemlich gepfeffert (den Ausblick zahlt man hier wohl mit). Trotzdem bestellen wir uns jeder einen Cocktail (nicht viel teurer als Bier oder Wein), der sich als der schlechteste unserer ganzen Reise herausstellt. Dafür ist der Sonnenuntergang wirklich ansehnlich und lässt uns alles andere vergessen. Danach starten wir unseren zweiten Versuch, im Cono Gourmet essen zu gehen und sind dieses Mal erfolgreich, denn sie haben geöffnet. Nach einem erneut leckeren Abendessen kehren wir zurück zum Hotel und packen bereits ein paar unserer Sachen, denn morgen steht die Reise nach Santa Marta an.

Abreise
Gerade als wir gegen 8 Uhr zum Frühstück aufbrechen möchten, gibt es im ganzen Hotel keinen Strom mehr. D.h. keine Klimaanlage, kein Ventilator und kein Fahrstuhl funktionieren mehr. Daher brechen wir direkt nach dem Frühstück auf, welches wie überall in südamerikanischen Hotels/Hostels fast ausschließlich aus Zucker in verschiedenen Formen (Fruchtsaft, gezuckerte Cornflakes, gesüßter Eistee, gesüßter Kaffee, abgepackte Marmelade, teils gesüßte Milch), Toastbrot (oder weiße Brötchen) und Ei (üblicherweise Rührei oder Spiegelei) besteht. Mit dem Taxi fahren wir zum Startpunkt der Busagentur Berlinastur, die zum Glück sehr professionell arbeitet und preisgünstige Fahrten in klimatisierten Mini-Vans anbietet. Unser Ticket für die ca. 4-stündige Fahrt nach Santa Marta kostet $36.000 COP (ca. 12 Euro) pro Person. Nach der Ankunft in Santa Marta erreichen wir nur einen kurzen Fußmarsch später unser Hotel für die nächsten 3 Nächte.

Ein Kommentar

  1. Markus · September 6, 2015

    6 große Kugeln Eis, Respekt! Aber schade, vom besten Eis der Welt hätte ich jetzt gern mal ein Foto gesehen. Aber da war der Hunger und die Sonne wohl schneller 🙂

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