Abenteuer im Norden Kolumbiens

30.08.2015 – 04.09.2015
5 Nächte

Tag der Anreise aus Cartagena
Im Hotel “Casa del Escritor” (28 EUR/DZ mit Frühstück und dringend nötiger Klimaanlage) in Santa Marta bekommen wir erstmalig in Südamerika direkt zur Begrüßung kaltes Wasser und kalte Tücher zur Erfrischung, was bei der hohen Luftfeuchtigkeit/Hitze natürlich extrem – im wahrsten Sinne des Wortes – cool ist. Insgesamt strahlt nicht nur der Inhaber des Hotels, sondern das ganze Gebäude irgendwie eine sehr gemütliche, nette und familiäre Atmosphäre aus. Im Hotelzimmer stellen wir die Klimaanlage erstmal auf volle Pulle und ruhen uns ein wenig aus in dieser angenehmen Kälte. Abends essen wir bei “Radio Burger”…man hätte es erraten können: Burger 😉 Dazu nutzen wir die Happy Hour, um ein paar richtig gute Cocktails zu trinken. So kann es gerne weitergehen.

Tag 1 (Santa Marta)
Der nächste Tag startet mit einem Frühstück aus Müsli mit Früchten. Nach dem Frühstück erzählen uns zwei Leute einer Agentur direkt am Frühstückstisch etwas über die verschiedenen Ausflüge. Weil alle außerhalb unseres Budgets liegen bzw. wir eigentlich nur den Tayrona Nationalpark sehen wollen, entscheiden wir uns aber, auf eigene Faust in diesen Nationalpark zu fahren und dort 2 Nächte zu verbringen. Soweit so gut!
Anschließend erkunden wir die Stadt, in der es erfrischend wenige Touristen gibt. Dafür gibt es eine extreme Hitze bei nach wie vor hoher Luftfeuchtigkeit. Trotzdem erfragen wir uns den Weg durch die Stadt, um den Abfahrtsort der Busse zum Tayrona Nationalpark ausfindig zu machen. Diese fahren bereits ab 4 Uhr morgens los und agieren bis 18 Uhr nachmittags, was natürlich super angenehm ist. Mittags gehen wir im Restaurant “La Chatica” essen, was wirklich sehr günstig (keine 7 EUR für beide inkl. Getränke) und lecker ist. Immer noch in der Mittagshitze – die Stadt ist übrigens völlig zu Recht in voller Siesta-Stimmung – erkunden wir den Yachthafen von Santa Marta. Diese Mittagshitze treibt uns jedoch recht schnell in ein Café namens “Café Ikaro”, wo wir bei wirklich sehr gutem Kaffee (wofür Kolumbien ja u.a. bekannt ist) und erfrischenden Kaltgetränken entspannen. Nachmittags kaufen wir schonmal die ersten Lebensmittel und pro Person 6 Liter Wasser für unsere Tour in den Tayrona Nationalpark ein. Im Park selbst ist nämlich alles deutlich teurer. Danach kühlen wir uns erneut im Hotelzimmer ab und wollen abends im Restaurant “Ouzo” griechisch essen gehen. Leider hat es aber aufgrund von Renovierungsarbeiten geschlossen, so dass wir kurz im Restaurant “Lulo” um die Ecke Wraps essen.

Tag 2 (Santa Marta)
Auch heute entscheiden wir uns für Müsli mit Früchten zum Frühstück und gehen danach erneut auf Entdeckungsreise durch die Stadt. Natürlich gibt es auch in Santa Marta eine Vielzahl an verschiedenen Kirchen, von denen wir uns zwei anschauen: die Iglesia San Francisco sowie die Basilica de Santa Marta. In letzterer können wir uns für kurze Zeit sogar noch eine laufende Messe anschauen. Der Hunger treibt uns jedoch – wie gestern – ins “La Chatica”, wo wir dieses Mal u.a. “Agua de Panela” (auf dt. etwa Zuckerrohr-Wasser) probieren, ein relativ bekanntes Erfrischungsgetränk, das letztendlich ähnlich zu einer Limonade schmeckt. Zum Nachtisch laufen wir in ein Café, das aber zu teureren Preisen schlechteren Kaffee als im “Ikaro” anbietet. Also wechseln wir nach ein bisschen Herumlaufen erneut ins Ikaro Café und erledigen danach den restlichen Einkauf (Obst & Gemüse) für den morgen startenden Ausflug zum Tayrona Nationalpark. Es ist für unsere Körper tatsächlich ziemlich anstrengend bei dieser Hitze und vor allem der enorm hohen Luftfeuchtigkeit (etwa 80 %) durch die Gegend zu laufen. Es dauert keine 10 Schritte und wir schwitzen literweise Flüssigkeit aus. Insofern fällt uns die Entscheidung erst mal zum Abkühlen in unser klimatisiertes Hotelzimmer zurückzukehren sehr leicht. Nach einer Verschnaufpause packen wir schließlich unsere kleinen Rucksäcke für die nächsten 3 Tage/2 Nächte im Tayrona Nationalpark. Die großen Rucksäcke dürfen wir in unserem Hotel lassen, wo sie für die Zeit eingeschlossen werden. Abendessen gibt es heute im “Taparazzi” bei leckeren Cocktails im Happy Hour-Angebot, einer Käseplatte, Steak und Fisch. Gekrönt wird der Abend mit zwei leckeren Desserts, damit wir auch ordentlich gestärkt die Wanderung überstehen.

Tag 3 (Tayrona Nationalpark)
Heute stehen wir bereits um 6:15 Uhr auf, denn wir wollen möglichst nicht in der Mittagshitze wandern. So gehen wir nach dem Frühstück zum gestern ausfindig gemachten Startpunkt der Busse, von wo aus wir für gerade einmal 6.000 COP (< 2 EUR) pro Person in einer Stunde Fahrzeit zum Eingang des Tayrona Nationalparks gebracht werden. Dort angekommen ist das Schauen eines Instruktionsvideos der Do’s and Dont’s sowie Informationen über die Flora und Faune obligatorisch. Danach gibt ein Mitarbeiter des Nationalpark noch ein paar weitere Informationen zu Regeln in für uns viel zu schnellem Spanisch, so dass wir davon nur ca. die Hälfte mitbekommen. Dann dürfen wir als Ausländer für 39.500 COP (ca. 13 EUR) pro Person den Nationalpark betreten, während Kolumbianer nur 13.000 COP (ca. 4 EUR) oder so zahlen müssen. Was diese Ungleichbehandlung von Nationalitäten in Europa für Folgen hat, wird sich ja demnächst am Beispiel von World Disney Paris zeigen, wo anscheinend Deutsche und Briten 2-3 mal so viel wie Franzosen zahlen mussten. Vom Eingang nehmen wir für weitere 3.000 COP (ca. 1 EUR) pro Person einen Shuttle zum Ausgangspunkt des Wanderweges, von wo aus es dann auch keine Straßen mehr gibt. Hier kann man entweder mit komplettem Hab und Gut auf eigene Faust los wandern oder sich selbst, das Gepäck bzw. beides von einem Pferd transportieren lassen. Wir entscheiden uns dazu, nur das Gepäck, das Essen sowie die 12 Liter Trinkwasser von einem Pferd  transportieren zu lassen für 32.000 COP (ca. 10 EUR) bis zu unserem Ziel “El Cabo de San Juan”, was einen Marsch von 6 km entfernt liegt. Wir haben gehört, dass der Wanderweg mit Pferd zwar nicht so schön sein soll, aber dafür – so unsere Idee – könnten wir auf dem Rückweg (Essen und Wasser aufgebraucht) ja den schöneren Wanderweg entlang der Küste machen. Nachdem das Pferd bezahlt und beladen ist, schickt uns der Typ vom Stall aber auf den Fußgängerpfad, während das Pferd samt Guide auf den Pferde-Weg geht. Wir sind zunächst ziemlich perplex, wurden doch gerade ALLE unsere Sachen (inkl. Pässe, Bargeld und Kreditkarten) bis auf die Kamera und zwei kleine Wasserflaschen auf ein Pferd geladen für das es keinerlei schriftlichen Beleg o.ä. gibt. Nichts. Wir versuchen noch – vermutlich typisch deutsch – irgendeinen Beleg zu bekommen, aber vergebens. Mit den noch sehr präsenten, schlechten Erfahrungen des missglückten Bustrips von Turbo nach Cartagena machen wir uns also mit sehr mulmigem Gefühl im Bauch auf den Weg. Das Pferd mit unseren Wertsachen und allem auf dem einen und wir auf dem anderen Weg. Wir kommen nicht umhin irgendwelche “Worst Case”-Szenarien durchzuspielen, was natürlich überhaupt nichts bringt, aber einfach passiert. Entsprechend wenig können wir den wirklich super schönen Wanderpfad genießen, der 6 Kilometer lang durch Dschungel und am Strand entlang bis El Cabo San Juan führt, wo es einen sehr beliebten Campingplatz gibt. Auf dem Wanderweg schwitzen wir beide wirklich extrem. Julian läuft mehrmals der Schweiß in die Augen, das ganze Shirt ist nass. Bei Kathrin spielt der Kreislauf verrückt, so dass wir mehrfach Pause machen und insgesamt langsamer gehen. Etwa zwei Stunden später kommen wir dann auch am Campingplatz an und sind mehr als erleichtert als wir unsere Rucksäcke wie versprochen an der Rezeption stehen sehen. Niemand prüft etwas nach als wir sagen, das seien unsere Sachen. Schon merkwürdig irgendwie, aber bisher sind wir – bis auf den Zwischenfall mit der o.g. Bustour – auf unserer gesamten Weltreise immer sehr gut mit einer großen Menge an Freundlichkeit und Vertrauen gefahren. Unsere Schwarzmalerei auf dem Weg war also unbegründet. Wir erfahren an einer Wellblechhütte, die die Rezeption des Camping Platzes darstellt, dass der Check-In erst ab 13:30 Uhr möglich ist und entscheiden uns die 1 1/2 Stunden bis dahin am Meer abzuwarten, wo uns eine frische Brise eine sehnlichst benötigte Abkühlung bietet. Im ganzen Nationalpark scheint die Luftfeuchtigkeit noch einmal höher als in Santa Marta zu sein. Wir schätzen, dass um die 90% Luftfeuchtigkeit herrschen. Dazu kommt die brennende Sonne, die für Temperaturen von locker über 30 Grad verantwortlich ist. Entsprechend haben wir auf dem Wanderweg jede Menge Flüssigkeit verloren. So sehen wir immer wieder andere Wanderer, die später – ebenfalls völlig nass geschwitzt – ankommen. Und wir scheinen die kühle Brise ein wenig zu lange genossen zu haben, denn als wir gegen 13:15 Uhr zurück zur Rezeption gehen, gibt es bereits eine ordentliche Schlange mit Wartenden. Hoffentlich wollen die nicht alle so wie wir eine Hängematte, denken wir noch und stellen uns an. Schnell wird die Schlange immer länger und schließlich um 13:40 Uhr öffnet die Rezeption den Check-In. Und wir haben Glück: zwar bekommen wir keine Premium-Hängematte mehr auf einem kleinen Hügel direkt in der Bucht mit Blick auf das Meer (und vor allem erfrischendem Wind), aber es sind noch für 20.000 COP pro Person pro Nacht (ca. 6,50 Euro) Hängematten unten auf dem Campingplatz in einer offenen Hütte frei. Dort steht allerdings die Hitze und wir hoffen nur, dass bis zum Abend ein kühlerer Wind für etwas niedrigere Temperaturen sorgt. In einem Raum mit Schließfächern können wir unsere Habseligkeiten einschließen und dann genießen wir den restlichen Tag am Strand unter Palmen bzw. im türkisblauen Wasser der Bucht. Gegen 15 Uhr müssen sich die Tagestouristen auf den Heimweg machen (der Park schließt um 17 Uhr), so dass die ganze Bucht erstaunlich und angenehm leer wird. Wir entspannen, baden und schwelgen im Nichtstun. Gegen frühen Abend duschen wir das Salz, die Sonnencreme und den Schweiß in den auf dem Campingplatz glücklicherweise vorhandenen Duschen ab. Danach präparieren wir uns mit Insektenspray und langen Klamotten gegen die zur Dämmerung besonders aktiven Sandfliegen und Mücken. Allerdings müssen wir feststellen, dass es die tagsüber vorhandene frische Brise überhaupt nicht mehr gibt, d.h. es steht die Luft noch mehr als zuvor schon. Zwar brennt die Sonne nicht mehr, aber immer noch macht die hohe Luftfeuchtigkeit zu schaffen. Während Julian nur schwitzt wie Sau und sich nach kurzer Zeit entschließt, wieder kurze Sachen anzuziehen (und stattdessen nur auf Insektenspray als Schutz zu setzen), spielt Kathrins Kreislauf nun völlig verrückt. Ihr wird immer wieder schummrig, ihr ist schlecht und der Magen grummelt verdächtig (Erfahrungssache ;-D). Wir essen noch unser mitgebrachtes Abendessen, was Julian aber nicht reicht, so dass er sich danach ein sehr leckeres Pollo frito (Brathähnchen) im Restaurant auf dem Campingplatz bestellt. Da wir beide recht müde sind, legen wir uns gegen 21 Uhr in unsere Hängematten in der offenen Hütte. Mit uns sind dort bestimmt 30 andere Personen, ebenfalls überall in Hängematten verteilt und nicht alle riechen angenehm. Kathrins Körper zeigt ihr jetzt vollends die rote Karte und stößt alles ab, was keine Miete zahlt 😉 Die ganze Nacht muss sie sich mehrmals übergeben, was angesichts der schwülen Temperaturen nochmals eine Belastung für den Körper darstellt und einen weiteren Flüssigkeitsverlust darstellt. Julian findet auch keinen Schlaf, weil es einfach zu warm ist und seine Hängematte zu kurz ist. Zudem gibt es unter den anderen einen extrem lauten Schnarcher, der sich den Unmut von mindestens 20 anderen auf sich zieht. Immer wieder kommen irgendwelche Leute, die in der Dunkelheit mit Taschenlampen verzweifelt ihre Hängematten suchen und dabei nicht merken, wie viele andere sie durch das blendende Licht aufwecken. Immer wieder hören wir Gefluche und Beschwerden, aber das ist wohl das Los, wenn man sich mit 30 anderen Leuten einen Schlafplatz teilt. Trotzdem gelingt es uns irgendwann wenigstens ein wenig zu schlafen, aber wir entscheiden schon am Abend bzw. in der Nacht, dass wir bereits morgen wieder abreisen werden. Vor allem Kathrins Zustand macht uns wirklich Sorgen.

Tag 4 (Rückkehr nach Santa Marta)
Um 7:30 Uhr am nächsten Morgen packen wir unsere Sachen und machen uns Abmarschbereit. Da sich Kathrin zu geschwächt zum Wandern fühlt, entschließen wir uns, den Rückweg auf Pferden zu reiten. Eine fatale Entscheidung wie sich im Nachhinein herausstellen sollte. Ein Pferd kostet wie schon auf dem Hinweg 32.000 COP.  Schon am Anfang machen die beiden Guides, die uns und noch eine andere Reisende aus Kolumbien führen sollen, einen nicht wirklich kompetenten Eindruck im Hinblick auf den Umgang mit ihren Pferden. Das Pferd von der Kolumbianerin wird zum Antreiben spätestens alle 3 Meter mit einer Rute so stark gepeitscht, dass es zwar keine Markierungen am Hintern des Pferdes gibt, aber immer noch gehörige Kraft hinter jedem Peitschenzug steckt. Kathrins Pferd wird immer wieder in das Pferd von Julian hineingetrieben, was dieses mit deutlichen Unwillensbekundungen quittiert. Und irgendwann nach einem erneuten Antreiben nimmt Kathrins Pferd plötzlich Reißaus. Julian hört hinter sich nur ein Kreischen von Kathrin und sieht gerade noch wie das Pferd mit Kathrin auf dem Rücken in den Dschungel hinein galoppiert. Dann ist nur noch Kreischen zu hören, das irgendwann verstummt. Kathrin kann den ersten Bäumen, Ästen und Sträuchern noch ausweichen und sich trotz Zickzack-Kurs noch einigermaßen auf dem Pferd halten. Irgendwann ist der Richtungswechsel aber zu stark als das Pferd erneut direkt hinter einem Baum eine scharfe Rechtskurve macht, Kathrin den Halt verliert und herunter fällt, wobei sie mit der linken Seite einen Baum als Stopper benutzt. Das resultiert allerdings in einigen hässlichen, aber glücklicherweise nur oberflächlichen Hautabschürfungen sowie einigen dicken, großen und unansehnlichen blauen Flecken. Dabei hat sie noch Glück, weil das Pferd direkt danach mit den Hufen ausschlägt, aber diese – erneut glücklicherweise – nur nach vorne ausschlagen, also weg von Kathrin. Dem Guide gelingt es schließlich das Pferd wieder einzufangen, während Kathrin – ziemlich unter Schock – die Wunde mit Hilfe ihrer Trinkwasserflasche von Schmutz reinigt so gut es geht. Julian – ebenfalls ziemlich schockiert bis ungläubig über das eben passierte – schafft es mittlerweile, sein Pferd zum Stoppen zu bringen, was der andere Guide leider nicht geschafft hat. Völlig unter Schock und Schmerzen stehend muss Kathrin jedoch wieder auf das Pferd steigen, denn Laufen ist jetzt erst recht keine Option mehr und mitten im Urwald kommt auch ein anderes Pferd nicht so schnell daher. Zudem ist noch mehr als die Hälfte des Weges vor uns. Zum Glück geht der weitere Weg deutlich besser, wobei wir immer wieder andere Touristen auf Pferden sehen, und bei mindestens der Hälfte spielen die Pferde verrückt, schlagen plötzlich aus etc. Und die Behandlung der Pferde ist meistens eher nicht so, wie wir es uns – vielleicht ein wenig naiv – wünschen würden. Zumal gibt es für uns hier einen großen Widerspruch, denn während im Instruktionsvideo am Parkeingang noch Umweltschutz und Achtung der Tiere im Park gepredigt wird, scheinen diese armen Pferde davon ausgenommen zu sein. Als wir endlich am Ziel ankommen, gehen wir schnurstracks zur Krankenschwester im Nationalpark, die für die medizinische Erstversorgung zuständig ist, denn die Gesundheit hat erstmal oberste Priorität. Wir haben aufgrund der Infektion von Julians offenen Wunden am Fuß in tropischen Klimazonen (Indonesien) bereits unsere – ehrlich gesagt recht eitrigen – Erfahrungen gesammelt und so werden die Schürfwunden an Kathrins Arm versorgt und vor allem ordentlich desinfiziert. Nebenbei melden wir den Unfall bei der Station, doch als wir zurück zu den Pferdeställen gehen, ist unser Guide bereits weg. Leider können wir uns nicht mehr an die Namen erinnern, sondern nur eine Beschreibung des Aussehens, der Klamotten etc. abgeben. Von Kathrins Arm wird jedoch noch ein Beweisfoto gemacht und uns bleibt nicht viel anderes übrig als unsere weitere Reise nach Santa Marta fortzuführen. Ehrlich gesagt hat Kathrin ohnehin gerade nicht die Nerven, sich um irgendeine Wiedergutmachung zu kümmern, sondern sie will einfach nur raus aus der schwülen Hitze. Gegen 11:30 Uhr kommen wir wieder im Hotel “Casa del Escritor”, wo es glücklicherweise noch ein Zimmer gibt, dass wir sofort beziehen können. Den restlichen Nachmittag ruhen wir uns einfach nur aus, genießen eine Dusche, erholen uns von dem Schock und holen ein wenig Schlaf nach, den wir letzte Nacht nicht bekommen haben. Grundsätzlich müssen wir sagen, dass es bei allem Pech auch noch deutlich schlimmer hätte kommen können und insgesamt die ganze Chose noch eher glimpflich ausgegangen ist. Wenn der Unfall inmitten der steinigen Passagen passiert wäre oder Kathrin noch von den Hufen getroffen worden wäre zum Beispiel, dann wäre es sicherlich nicht bei Schürfwunden und blauen Flecken geblieben. Mittlerweile haben wir den Verdacht, dass uns das von Julians Tante zum Abschied geschenkte Armband, was Kathrin während der gesamten Weltreise getragen hat, auch dieses Mal beschützt hat. Normalerweise sind wir beide ja sehr rationale Menschen und alles andere als abergläubisch, aber bisher ist uns in der ganzen vergangenen Zeit nichts WIRKLICH Gravierendes passiert. Toi toi toi. Abends gehen wir im Café Ikaro noch kurz etwas essen und lassen diesen ereignisreichen Tag im Hotelzimmer mit einer Dokumentation über Kolumbien ausklingen.

Abreise nach Medellin
Da der Flug von Santa Marta nach Medellín erst abends um 19:10 Uhr startet, gehen wir den Tag ganz entspannt an. Checkout ist auch erst um 12 Uhr mittags, so dass wir erst um 9:30 Uhr frühstücken gehen, danach in Ruhe unsere Rucksäcke packen (übrigens das fünftletzte Mal auf dieser Weltreise), ein wenig am Blog arbeiten und nach dem Checkout im Restaurant “Lulo” Mittag essen gehen. Danach gehen wir zum Abschluss erneut ins Café Ikaro, wo wir bei einem weiteren Cappuccino – er ist einfach zu gut – ein wenig über Medellín recherchieren sowie die Blogarbeit fortsetzen. Als wir gegen 16 Uhr zurück im Hotel sind, wo wir unser ganzes Gepäck haben einschließen lassen, lassen wir uns ein Taxi zum Flughafen rufen. Erneut müssen wir feststellen, dass es wie in ganz Südamerika auch in Kolumbien die Straßenverkehrsregeln – sofern überhaupt vorhanden – recht großzügig eher als freundliche Empfehlung ausgelegt werden, der man folgen kann oder eben auch nicht 😉 Blinker sind nur Zierde oder Antäuschungshelfer (links blinken, rechts überholen/abbiegen), Geschwindigkeitsbegrenzungen werden überhaupt nicht wahrgenommen, Überholverbote durchgehend ignoriert, Anschnallgurte gibt es so gut wie nie. Bloßes Vertrauen darin, dass unsere Zeit für ein Ableben noch nicht gekommen ist, und natürlich die recht irrationale Annahme, dass es auch dieses Mal wieder schon irgendwie gutgehen wird, lässt die Fahrt schnell vorüber gehen. Ehrlich gesagt ist es wirklich erschreckend, mit welcher Gelassenheit wir mittlerweile achselzuckend jede Art von Verkehrschaos einfach hinnehmen und als unveränderlichen Fakt nahezu gleichgültig erdulden. Andere Reisende, die wir getroffen haben und die offensichtlich nicht wie wir die Erfahrungen aus Vietnam, Indien oder Nepal vorzuweisen haben, sieht man an Reaktionen mitunter alles von einfach nur blankem Entsetzen über Kreischen bis hin zu Totenstille. Wir haben jedenfalls auch diese halsbrecherische Taxifahrt zum Flughafen von Santa Marta überlebt, “freuen” uns bereits auf die nächste Taxifahrt am Abend vom Flughafen Medellín in die Stadt und können dieses Mal ohne Probleme unser Gepäck einchecken und das Flugzeug besteigen.

2 Kommentare

  1. Markus · September 6, 2015

    Uff, na da hast du ja echt noch mal Glück im Unglück gehabt, Kathrin. Hört sich ja echt an, als ob das noch deutlich übler hätte ausgehen können. Hoffentlich geht’s jetzt schon wieder richtig gut und der wunderschöne Tayrona-Park bleibt euch dann letztlich in guter Erinnerung. Damit sich der Eintritt auch gelohnt hat, ist ja echt schon bisschen wie Disneyland :-). Als ich da war, war das noch gratis, war aber genauso schwül, heiß und Schnarcher gab’s natürlich auch in den Gemeinschaftsunterkünften 😀

  2. Anja · September 12, 2015

    Oh Kahrin,gute Besserung,Ja, es stimmt,es hätte noch böser ausgehen können.Das Armband leistet gute Dienste 😉 Alles Gute für die restliche Zeit!

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